Vibrant City
eine Ausstellung mit Werken von Eva Funk, Philipp Modersohn, Silke Nowak, Ayumi Rahn, Suzy van Zehlendorf und Ran Zhang im Café Finovo auf dem alten St. Matthäus Friedhof in Berlin Schöneberg, in der Bar E.&M. Leydicke, Mansteinstraße 4, sowie auf dem Grundstück Großgörschen- Ecke Crellestraße.
Die Ausstellung widmet sich verschiedenen Aspekten des Zusammenlebens und der Interaktion des Menschen mit seiner lebendigen Umwelt und verhandelt verschiedene Fragen:
Erkennen wir in einem tierischen Gegenüber ein ähnliches Wesen? Oder interessiert uns das Fremde? Woher kommt das Bedürfnis des Menschen, die Grenze zwischen Tier und Mensch zu beschreiben? Wie gestaltet sich das Zusammenleben von Tieren und Menschen im städtischen Raum? Wie teilen sie ihren Lebensraum? Ist respektvolles Miteinander möglich?
Pflanzen erfüllen ähnliche Bedürfnisse des Menschen. Egal ob Zimmerpflanzen oder Stadtbäume vor unseren Fenstern, Pflanzen im Garten oder im Park – die Beschäftigung mit ihnen und das bloße Aufhalten in ihrer Umgebung wirken sich positiv auf unseren Körper, Geist und unsere Seele aus. Umgekehrt hinterlässt der Mensch große Zerstörungen in der Umwelt. Sowohl Pflanzen als auch Tiere werden ausgebeutet, ganze Ökosysteme nehmen Schaden.
Auch unser Umgang mit unbelebter Materie, insbesondere mit Müll, spielt eine Rolle in der städtischen Umwelt. Im Gegensatz zum Anblick von Pflanzen und vielen Tieren stört Müll samt seiner Ausdünstungen und kleinteiligen Überreste das menschliche Auge und mindert unsere Lebensqualität. Die Autorin Jane Benett bezeichnet Müll in ihrem Buch "Lebhafte Materie" als solche. Wie können wir dieses scheinbare Paradoxon verstehen? Kann die Anerkennung des Mülls als lebhafte Materie unseren Umgang bewusster und gesünder gestalten?
Das Interesse an den Gemeinsamkeiten und Grenzen zwischen Tieren und Menschen sowie zwischen dem Menschen und dem Lebendigen oder vermeintlich Unbelebten hat in der Kunst eine lange Tradition und führt immer wieder zur Darstellung von Zwischenwesen. Diese können Schreckgestalten, aber auch einzigartige Wesen sein.
Die Motive von Suzy van Zehlendorf sind Freund*innen, Politiker*innen, berühmte Persönlichkeiten oder Heilige, die die Lebenswirklichkeit der Künstlerin berühren und beeinflussen. Sie bestehen aus Körperteilen von Hähnen und Menschen und gehören zur Gattung des Homo Bankiva. Suzy van Zehlendorf unterhält eine lebendige Beziehung zur Stadt Berlin, die ihr intensives Interesse an der Berliner Stadtarchitektur und Geschichte widerspiegelt. Ihre aus Keramik geschaffenen Portraitbüsten von Tieren, meist Tauben und Wellensittichen, tragen Namen wie „Blankenburg“ oder „Fischerinsel“.
Silke Nowak beschäftigt sich mit Übergängen und Verwandlungen: In Zeichnungen sowohl wie im Film „Porträts“ überschneiden sich die Darstellungen von Tieren, sie verschwimmen und gehen ineinander über. Die Aufnahmen für den Film sind im Zoo entstanden. Hier steht die Frage nach den räumlichen Bedingungen der dort lebenden Tiere und den Bedingungen für Evolution, nämlich dem Vorhandensein von großen Flächen.
Ayumi Rahn hingegen zieht Pflanzen aus Avocadokernen. Zusammen mit einem persönlichen Text macht sie auf den Moment aufmerksam, in dem die Avocado von einer Frucht zu einer neuen Pflanze wird und reflektiert die Verbindung zwischen Konsum und natürlichen Kreisläufen. Ihr zur Ausstellung erscheinendes Heft InterViews #15 „Die widerspenstigen Dinge“ ist in Kollaboration mit Philipp Modersohn entstanden.
Eva Funk widmet sich in ihrer künstlerischen Arbeit den Nacktschnecken und den Tauben. In der Serie von Collagen mit dem Titel „life finds a way“ verhandelt sie die Frage nach dem Zusammenleben von Tauben und Menschen. Die Collagen zeigen unterschiedliche Gebäude wie Taubenschläge oder soziale Wohnungsbauten. „Soft Pombas“ (weiche Tauben) sind textile Skulpturen, die sich an der Körperform der Ringeltaube orientieren und die in menschlichen Behausungen als Kissen oder Türstopper benutzt werden dürfen.
Ran Zhangs Kunst vereint die Erfahrungen ihrer Kindheit in einer industriellen Metropole mit ihrem gegenwärtigen Alltagsleben und sucht nach dem emotionalen Antrieb zwischen Vorstellungskraft und Wissenserwerb. Mittels mikroskopischer Bildgebung erforscht sie Grauzonen, die zwischen Beobachtung und Visualisierung spontan verschwinden und wieder auftauchen. Ihre Arbeit "Hard/Soft Knowledge" erkundet den Handlungs-Wahrnehmungsprozess zwischen Geist und Umwelt.
Philipp Modersohn wiederum lenkt die Aufmerksamkeit auf scheinbar unbelebte Materie: Vier Gegenstände, die in der benachbarten Gleiswildnis liegen gelassen wurden, ziehen im Laufe der Ausstellung durch die Nachbarschaft und verweisen auf Präsenz, Identität und Handlungsfähigkeit der Dinge.
Die Ausstellung Vibrant City findet an verschiedenen Orten in Berlin-Schöneberg statt, darunter das Café Finovo auf dem alten St. Matthäus Friedhof, in der Bar E.& M. Leydicke, sowie auf dem von E.& M. Leydicke betriebenen Grundstück an der Ecke Großgörschenstraße und Crellestraße. Diese Orte sind leicht zugänglich, um auch Menschen, die normalerweise keinen Kontakt zur Kunstszene haben, den Zugang zu erleichtern. Malereien, Zeichnungen, Drucke, Collagen und Skulpturen werden sowohl drinnen als auch draußen präsentiert.
Zusätzlich zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm mit einem Workshop: Pilzmyzel züchten mit der Künstlerin Julia Frankenberg, einem Stadtnatur-Spaziergang mit Cord Riechelmann, Filmvorführungen sowie einer Finissage, bei der Pflanzen verschenkt werden.
Beteiligte Künstler*innen
Ayumi Rahn
www.ayumi-rahn.de
www.rollerdancelessons.com
Silke Nowak
http://n-o-w-a-k.de/
Eva Funk
https://evafunk.net/
Suzy van Zehlendorf
https://kmbporzellan.de/suzy-van-zehlendorf/
Ran Zhang
http://ranzh.com/
Philipp Modersohn
http://philippmodersohn.org/
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